14 Uhr
Grußworte
Martin Pfleiderer: Sammeln – Forschen – Publizieren. Zur Einführung
Forschen im Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach
14:30 Uhr
Richard Limbert: Lippmann+Rau – Eine Konzertagentur bringt den Bluesrock nach Deutschland
15 Uhr
Simon Bretschneider: Das Notenarchiv des DDR-Rundfunkkomitees - eine wichtige Quelle für die Erforschung der Populären Musik in der DDR
15:30 Uhr
Präsentationen von Studierenden aus einem Forschungsseminar an der HfM Weimar zu ausgewählten Beständen des
Lippmann+Rau-Musikarchivs Eisenach
16:30 Uhr: Kaffeepause
17 Uhr
Roundtable I: War die DDR ein »Jazzklub-Land«? Kulturpolitik und Eigensinn 1959-1989
mit Martin Breternitz, Gerhard Beutler, Reinhard Lorenz, Wolfgang Renner, René Theska und Frank Wache
Moderation: Ulf Drechsel
(Foto: Klaus Dieter Fiesinger)
In Concert: Richard Limbert und Simon Dahl spielen Songs des American Folk Blues Festivals
14 Uhr
Grußworte:
Daniel Eckenfelder und Reinhard Lorenz, Lippmann+Rau-Stiftung Eisenach
Michael Klaper, Direktor des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena
Martin Pfleiderer:
Sammeln – Forschen – Publizieren. Zur Einführung
In der Tagungseinführung geht es um das Ineinandergreifen von Sammeln, Forschen und Publizieren, von Archiv, Wissenschaft und Journalismus in der Geschichtsforschung und in der Erinnerungskultur - und um den unzeitgemäßen Begriff der 'populären Musik'.
Den vollständigen Vortragstext finden Sie in der Digitalen Bibliothek Thüringen.
Martin Pfleiderer
*1967, studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Soziologie an der Universität Gießen, wo er 1998 promoviert wurde. Bis 2005 war er wissenschaftlicher Assistent für systematische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Nach seiner Habilitation und mehreren Gastdozenturen ist er seit 2009 Professor an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Seine Forschung konzentriert sich auf die Geschichte, Analyse und Ästhetik von Jazz und populärer Musik (insbesondere im Blick auf Rhythmus, Gesang und Improvisation), Musiksoziologie und Computational Musicology.
14:30 Uhr
Richard Limbert:
Lippmann+Rau – Eine Konzertagentur bringt den Bluesrock nach Deutschland
Anfang der 60er Jahre war das Blues-Revial in Europa noch nicht ganz angekommen. Die Konzertagentur Lippmann+Rau organisierte ab 1962 das American Folk Blues Festival, das erstmalig Musiker des Country-Blues nach Europa brachte. Hier wurde nicht nur einem deutschen Publikum der Blues präsentiert, sondern die Musiker des Festivals lernten oft auch erstmalig die Bundesrepublik kennen. Anhand ausgewählter Archivalien des Lippmann+Rau-Musikarchivs zeigt Richard Limbert exemplarisch, wie diese Touren organisiert wurden und wie der Austausch der Musikkulturen durch Lippmann+Rau ermöglicht wurde.
Den vollständigen Vortragstext finden Sie in der Digitalen Bibliothek Thüringen.
Richard Limbert
ist Musikwissenschaftler und Mitarbeiter im Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach, wo er zusammen mit Simon Bretschneider die Bestände katalogisiert und erste Digitalisierungen vorbereitet. Als Herausgeber des Key West Magazins forscht und publiziert er zu den Themen Folk, Blues und Country aus den USA.
15 Uhr
Simon Bretschneider:
Das Notenarchiv des DDR-Rundfunkkomitees -
eine wichtige Quelle für die Erforschung der Populären Musik in der DDR
Der Teilnachlass des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR gehört zu den jüngsten und größten Übernahmen des Lippmann+Rau-Musikarchivs Eisenach. Hierbei handelt es sich um das Notenarchiv des staatlichen Rundfunks. Viele Musikproduktionen der rundfunkeigenen Orchester, aber auch selbstständiger, kleinerer Ensembles und Bands basierten auf unveröffentlichten Partituren. Diese und die dazugehörigen, handgeschriebenen Stimmen verwaltete das Notenarchiv. Der 200 laufende Meter umfassende Teilnachlass beinhaltet vor allem Notenmaterial aus den 1930er bis 1980er Jahren, vom Radiotanzorchester Berlin über Modern-Jazz-Gruppen wie Studio 4 und der Theo-Schumann-Formation zu Bands wie City und Karat. Schriftverkehr und Personalakten der Abteilung ergänzen das Konvolut. Welche Erkenntnisse zur populären Musik in der DDR im Speziellen und staatlicher Musikproduktion in Diktaturen im Allgemeinen können zukünftige Forschende und interessierte Bürger aus diesem Nachlass gewinnen? Dieser Frage möchte ich mich in einem Kurzvortrag nähern.
Den vollständigen Vortragstext finden Sie in der Digitalen Bibliothek Thüringen.
Simon Bretschneider
ist Musikwissenschaftler und Mitarbeiter im Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach, wo er zusammen mit Richard Limbert die Bestände katalogisiert und erste Digitalisierungen vorbereitet. Er forscht zu den Themen Kulturpolitik, Populäre Musik in der DDR und zur Bedeutung von Sammler-Netzwerken bei der Entstehung von Musikdiskursen. Zuletzt erschien von ihm das Buch Tanzmusik in der DDR. Dresdner Musiker zwischen Kulturpolitik und internationalem Musikmarkt, 1945-1961.
15:30 Uhr
Präsentationen von Studierenden aus einem Archivseminar an der HfM Weimar
In dem Forschungsseminar Populäre Musik und Archiv am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena wurden im Wintersemester 2022/23 Grundlagen, Zugänge
und Besonderheiten der Archivarbeit und archivbasierten Forschung zur Geschichte von populären Musikgenres und Jazz diskutiert. Im Zentrum des Seminars standen im Rahmen von drei
Exkursionsterminen im Lippmann+Rau-Musikarchiv die praktische Archivarbeit und eigene Forschungsprojekte der Studierenden. Einige Ergebnisse des Seminars und der studentischen Projektarbeit
werden präsentiert:
Lina Zuchantke:
Unbekannte Objekte - unbekannte Beziehungen. Ein Blick in den Nachlass von Fritz Rau
Constanze Zacharias:
Günter Boas' "Blues for Mondays" - und wohin das führt(e)
Alexandra Vorik:
Die Schatzkisten des Komponisten Manfred Schmitz
Philipp Schumann:
Thomas Buhé und die Beatles
17 Uhr
Roundtable I: War die DDR ein »Jazzklub-Land«? Kulturpolitik und Eigensinn 1959-1989
mit Martin Breternitz, Gerhard Beutler, Reinhard Lorenz, René Theska und Frank Wache
Moderation: Ulf Drechsel
Laut dem Jazzexperten Martin Breternitz war die DDR ein »Jazzklubland«. In mehr als 60 sogenannten Jazzklubs fanden sich bis zum Ende der 1980er Jahre überall in
der DDR junge Menschen zusammen, um Jazz zu hören, selbst zu veranstalten und sich individuell und gleichzeitig gemeinschaftlich mit dieser Musik in Bezug zu ihren eigenen Lebensvorstellungen
im SED-Staatssozialismus zu beschäftigen.
Jazzkultur in der DDR war überaus vielfältig, oft nonkonformistisch und trug stets den Gedanken der Freiheit in sich, so Breternitz. Jazz als eine kulturelle und soziale Praxis war zu jedem
Zeitpunkt der DDR-Geschichte gesellschaftlich sowie künstlerisch relevant und offenbarte ständige Reibungspunkte zwischen Staat und der dieser Musik zugeneigten Bevölkerung [https://martinbreternitz.de/musikwissenschaft/].
Anlässlich des 64. Geburtstages des Jazzklubs Eisenach wollen wir eine erste Annäherung an dieses kaum erforschte Thema wagen. Nach einer Einführung von Martin Breternitz, dessen
Buch zu Jazzklubs in der DDR im Januar 2023 erscheint, erzählen und erinnern sich Zeitzeugen und ehemalige Jazzklubleiter aus dem Thüringischen und Sächsischen Raum. Besucherinnen
und Besucher sind herzlich willkommen, sich an der anschließenden Diskussion zu beteiligen und ihre Erlebnisse zu schildern.
Martin Breternitz
ist Musiklehrer an einer Erfurter Gemeinschaftsschule. Er spielt Saxofon, Klavier und Bass – unter anderem in verschiedenen Big Bands im mitteldeutschen Raum. Bis 2015 studierte er historische und systematische Musikwissenschaft an der Universität Leipzig und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. 2022 wurde er an der Hochschule für Musik Weimar sowie der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Thema Jazzklubs in der DDR promoviert.
Gerhard Beutler
*1937 in Weißenfels, promovierter Geologe. Seit Mitte der 1950er Jazz-Fan, anfangs im Freundeskreis in Weißenfels, unter anderem zusammen mit Gerhard Conrad. 1960 Gründung der IG Jazz in Freiberg (Träger: FDJ), Veranstaltung von Klubabenden und Konzerten. Kontakte zu Ferry Felkl, Dieter Wagner und Gernot Hahn. 1962-65 Mitglied der IG Jazz in Stralsund (Träger: Kulturbund), Organisation von eigenen Jazz-Vortragsreihen. Danach aus beruflichen Gründen »nur« noch Konzertbesucher und Fan.
René Theska
*1957 Pößneck. Berufsausbildung mit Abitur bei Carl Zeiss in Jena, Studium an der TH Ilmenau. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Ilmenau, 1989 Promotion. 1990 - 2001 Leitungsfunktion in Forschung und Entwicklung, 2001 Berufung an die TU Ilmenau, Professur Feinwerktechnik. Frühe Berührung mit Jazz durch den Vater, einem begeisterten Jazzsammler, dem Onkel, der in den 50er und 60er Jahren die Kölner Jazzszene zusammen mit Gigi Campi aufbaute und aktiv unterstützte und der Cousine, einer Musiklehrerin und Jazzsängerin. Von 1979 bis 1989 Leiter der AG Jazz an der TH Ilmenau. Semiprofessionelle Auseinandersetzung mit Jazzfotografie von 1975 bis heute.
Frank Wache
*1955, Studium an der TU Dresden als Bauingenieur. Mitglied der Interessengemeinschaft Jazz beim Kulturbund der DDR seit 1978, bei der Gründung am 13.3.1977 noch bei der Armee gewesen. Seit 1980 aktive Mitwirkung beim Ausbau der Kellergewölbe in der Ruine des Kurländer Palais zum Jazzclub Tonne. In den 1980er Jahren Leitungsmitglied (für das Programm), Leiter der Programmgruppe, Abendspielleiter sowie Verbindungsmann zur Presse und anderen Clubs (siehe auch AG Jazz). Schallplattenvorträge und (Mit-)Initiator des Blues-Wochenendes, der Reihe Jazz Today und des Dresdner Jazz Herbst.
Reinhard Lorenz
*1952 in Etterwinden, studierte Sportwissenschaften an der DHfK Leipzig und Theaterwissenschaften an der Theaterhochschule Hans Otto Leipzig. 1982– 1990 Dramaturg am Landestheater Eisenach; 1990 – 2017 Leiter des Kulturamtes der Stadt Eisenach. 1986 übernahm er die künstlerische Leitung des Eisenacher Jazzclubs. 1999 gründete er das Internationale Jazzarchiv Eisenach. 2006 initiierte er mit Daniel Eckenfelder die Lippmann+Rau-Stiftung; seit Anfang der 1970er Jahre veröffentlicht er über Jazz, Blues und kulturgeschichtliche Themen.
Ulf Drechsel
*1956 in Dresden, ab 1975 beim Fernsehen der DDR. Nach dem Studium der Kulturwissenschaft / Theorie der Darstellenden Künste an der Humboldt Universität Berlin von 1986 bis 1991 beim Jugendradio DT 64, ab 1992 bei Radio Brandenburg. Seit den 1980ern moderiert er Jazzkonzerte und organisierte Konzertreihen, hielt
Schallplattenvorträge, schrieb für Musik-Fachzeitschriften. Er ist Produzent von Berliner JazzmusikerInnen und Co-Autor der Biografie Zwischen den Strömungen – Karlheinz Drechsel – Mein Leben mit dem Jazz sowie von Reclams Jazzlexikon.
(Rechte bei C. Maggie Arndt)
In Concert: Simon Dahl und Richard Limbert
(Rechte bei Usie Fauzia Anniza)
Simon Dahl und Richard Limbert spielen am 27. Januar 2023 im Konzertkeller des Lippmann+Rau-Archivs Eisenach Songs des American Folk Blues
Festivals. Special guest: Klaus Kilian (Harmonikas).
https://simondahl.bandcamp.com/
https://richardlimbert.bandcamp.com/