Zur Zeit (2023) beherbergt das Lippmann+Rau-Musikarchiv Eisenach über 90 private Sammlungen zur Geschichte des Jazz, des Blues und weiterer Genres der Populären
Musik im deutschen Sprachraum (BRD, DDR, Schweiz). Dabei handelt es sich größtenteils um Sammlungen, bestehend aus Tonträgern (ca. 140.000), Zeitschriften und Büchern (ca. 10.000), aber auch um
reine Vor- und Nachlässe mit Manuskripten, Notenmaterial und Briefkonvoluten (ca. 500 laufende Regalmeter).
Hier eine Auswahl der bisher übernommenen und erwarteten Sammlungen, Vor- und Nachlässe:
Günter Boas, Fritz Rau, Horst Lippmann, Thomas Buhé, Matthias Creutziger, Wolfram Dix, Karlheinz Drechsel, Mara Eggert, Jürgen Haufe, Günther Kieser, Michael Kleff, Axel Küstner, Theo Lehmann, Rainer E. Lotz, Fritz Marschall, Kurt Müller (Benny Goodman), Heinz Murawski, Hazy Osterwald, Henner Pfau, Trevor Richards, Sigurd Rosenhain, Siegfried Schäfer, Siegfried Schmidt-Joos, Manfred Schmitz, Theo Schumann, Staatliches Rundfunkkomitee der DDR (Notenarchiv), Gebhard Ullmann, Stephanie Wiesand, Theo Zwicky.
Die bereits katalogisierten Medien (Bücher, Zeitschriften) der Bibliothek des Lippmann+Rau-Musikarchivs finden Sie über den Opac der Bibliothek der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.
Für die bereits erschlossenen Sammlungs-Bestände (Stand August 2023) können Sie an dieser Stelle Findbücher herunterladen oder online in der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) und im archivportal-D recherchieren.
Langspielplatten (LPs), Schellackplatten, Musikkassetten und Compact Discs werden gesondert zu einem späteren Zeitpunkt erfasst und sind in den vorliegenden Findbüchern noch nicht enthalten.
Günter Boas (1920 - 1993) war ein bedeutender Sammler und Musikjournalist der 1950er
bis 1980er Jahre. In der unmittelbaren Nachkriegszeit moderierte er die legendäre Sendung Blues for Monday für den Soldatensender AFN. Später hat Boas als
Schallplattenhändler, Konzertveranstalter und Bluespianist sowie Sänger viel für die Entdeckung und Anerkennung des Blues in Europa getan.
Gerhard Böhm (1926-2016) war Orgelbauer in Gotha und begeisterter Swingfan. Er war unter anderem mit Wolfgang Muth und Hans Korn befreundet und über Letzteren Mitglied des Eisenacher Jazzklubs geworden. Als ehemalige "Swingheinis" besuchten sie regelmäßig die Oldtime-Konzerte im Jazzklub.
Thomas Buhé (1920 - 2015) war ein Leipziger
Tanzmusiker und Hochschullehrer. Er spielte nach 1945 im Rundfunk-Tanzorchester Leipzig unter Kurt Henkels Gitarre. In den 1970ern war er Mitbegründer der Tanz- und
Unterhaltungsmusik-abteilung an der Weimarer Hochschule für Musik "Franz Liszt" und entwickelte die ersten Lehrpläne für E-Gitarre in der DDR.
Eckhard Dohn (1935 - 2010) war Deutsch- und Kunstlehrer an der 10. Polytechnischen Oberschule in Eisenach. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern des Eisenacher Jazzklubs und war Ehrenmitglied. Der Aufbau des Lippmann+Rau-Archivs wäre ohne sein Engagement nicht denkbar. Unter anderem fuhr er mit seinem Schüler und späteren Leiter des Archivs Reinhard Lorenz zum Konzert mit Louis Armstrong 1965 nach Erfurt.
Karlheinz Drechsel (1930 - 2020) war ein Rundfunkjournalist, Moderator und Experte für traditionellen Jazz. Er begleitete unter anderem Louis Armstrong auf dessen DDR-Tournee 1965 und war Mitbegründer des Dresdner Internationalen Dixieland-Festivals. (Foto: Günter Reinhold)
Der sächsische Grafiker, Typograf und Maler Jürgen Haufe (1949 - 1999) war einer der originellsten Werbegrafiker der DDR. Er ist
vor allem durch seine Plakate (beispielsweise für die Leipziger Jazztage) bekannt geworden. Im Bestand des Lippmann+Rau-Archivs befinden sich aber auch großformatige Druckgrafiken, unter
anderem zum Free Jazz in der DDR.
(Foto: Matthias Creutziger)
Der Jazzklub Eisenach wurde 1959 gegründet und ist somit der älteste durchgehend betriebene Jazzklub im Osten Deutschlands. Jazzklubleiter war bis 1986 der Hobby-Posaunist und Lehrer Manfred Blume.
(Foto: Klaus Dieter Fiesinger)
Gerold Jung (*1939 in Düsseldorf) ist ein deutscher Fotograf und Reisejournalist. Die kleine Sammlung wurde von Saskia Rau im September 2023 an das Lippmann+Rau-Musikarchiv gegeben (Nachbarin ist Insa Jung, Tochter von Gerold Jung). Beinhaltet unter anderem Fotoabzüge des Deutschen Amateur-Jazz-Festivals in Düsseldorf von 1959 bis 1964.
Der Bühnentechniker Hans-Jürgen Lautenfeld (1942 - 2022) war seit den 1970er Jahren Tourmanager bei Lippmann+Rau und hat vor allem große Veranstaltungen technisch betreut. Die Sammlung bildet die technischen und organisatorischen Vorgänge von großen Lippmann+Rau-Tourneen vor allem zwischen 1980 und 1990 ab, beispielweise von Bob Dylan, Madonna, Peter Maffay, The Clash, Johnny Cash und Costa Cordalis.
Horst Lippmann (rechts, 1927 - 1997) war Anfang der 1950er Jahre federführend an der Gründung der Deutschen Jazz-Föderation sowie des 1. Deutschen Jazz Festivals in Frankfurt/M. beteiligt. Zusammen mit Fritz Rau organisierte er die American-Folk-Blues-Festivals (ab 1962) und betrieb bis in die 1980er die in Europa marktführende Konzertagentur Lippmann+Rau.
(Foto: Mara Eggert)
Die Sammlung basierte anfangs auf der Zeitungsausschnittsammlung von Reinhard Lorenz und dem Nachlass von Dieter Wagner (Jazzklub Karl-Marx-Stadt, übergeben durch seine Witwe in den 1990ern). Sie wird seitdem ergänzt durch weitere kleinste Sammlungen einzelner Bands, Fans und Sammler zum Thema Populäre Musik in der DDR. Auch Material der Jazzklubs in der DDR, außer Thüringen.
Fritz Rau (links, 1930 - 2013) organisierte bereits in den 1950ern erste größere Jazzkonzerte in Heidelberg. Zusammen mit Horst
Lippmann managte er ab 1962 die American-Folk-Blues-Festivals und betrieb bis in die 1980er die in Europa marktführende Konzertagentur Lippmann+Rau.
(Foto: Mara Eggert)
Siegfried Schäfer war in den 1970ern als Konzertveranstalter und Musikproduzent im Göttinger Raum tätig. Im
Lippmann+Rau-Musikarchiv befinden sich unter anderem die Tonbänder dieser Jazzproduktionen, mit osteuropäischen Bands wie SBB, Tomasz Stanko oder Imre Köszegi. Später managte Schäfer zusammen mit
seiner Frau Cecilia Witteveen den deutschen Ableger von Holiday on Ice. Zur Zeit arbeiten beide an der Erschließung und Katalogisierung der Arbeiten des US-amerikanischen Malers T. Lux
Feininger.
Siegfried Schmidt-Joos (*1936 in Gotha) war Musikjournalist bei Radio Bremen, beim Spiegel, RIAS und SFB und veröffentlicht seit
den 1960er Jahren zahlreiche Bücher zu den Themen Jazz, Rock und Pop, so z.B. das Rock-Lexikon, das
mehrfach wiederaufgelegt wurde und zu einem Standardwerk avancierte. Zusammen mit seiner Frau, der Musikjournalistin Kathrin Brigl, interviewte er zahlreiche Größen
des Musikgeschäfts.
Rolf Schubert gründete 1971 gründete ein Concert Büro in Köln, das bis 2018 Konzerte im Bereich Blues und Jazz organisierte. Bislang umfasst der Vorlass einen Ordner mit Korrespondenzen verschiedener Bluesmusiker und -musikerinnen.
Der Schweizer Theo Zwicky (1927-2016) galt als einer der führenden Jazzsammler Europas. Er sammelte vor allem Jazzmusik der »klassischen Periode«, also der 1920er- bis 1960er-Jahre. Seine Sammlung besteht aus rund 7.000 Schellackplatten, 3.500 LPs, 1.500 Büchern, Zeitschriften und als Herzstück über 14.000 Fotos. Der gelernte Grafik-Designer Zwicky betrieb über lange Zeit ein Mail-Order-Business, mit welchem er Jazzfans aus der ganzen Welt mit Platten-Raritäten versorgte. Für kurze Zeit führte er ein Plattengeschäft in der Züricher Altstadt. Danach arbeitete er als Dozent an der Volkshochschule. Zuletzt verdiente er sein Geld als Filmvorführer. Seine große Sammlung mit Jazzfilmen ging an die Kinemathek Bern.